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Lake Mutanda at sunset with view on the volcanoes mount Muhavuru and mount Gahinga in East Africa, along the border of Rwanda and Uganda.

Teil 4: Interkulturelle Vorbereitung zur Ausbildung von Schulabgängern aus Ruanda für technische Berufe bei mittelständischen Betrieben der metallverarbeitenden Industrie in ländlichen Regionen.

Im Rahmen einer mehrteiligen Beitragsserie informiert ZUBEE seine Netzwerkpartner darüber, wie sich optimale Ausbildungschancen für ruandische Schüler in deutschen Unternehmen aufbauen und entwickeln lassen. Eine Reihe von Grundkenntnissen hat ZUBEE aus dem bislang erworbenen Erfahrungsschatz zusammengetragen und systematisch in mehrere Kapitel gegliedert. 

Im vorherigen Teil 3 unserer Reihe haben wir Themen wie Arbeitsmoral und Führungsstil intensiver beleuchtet und deren jeweilige Bedeutung analysiert. Jetzt verlassen wir die theoretische Sichtweise und tasten uns anhand von Fragen an mögliche Lösungsansätze, um Konflikte in der interkulturellen Kommunikation zu schlichten oder vorzubeugen.        

Welcher Handlungsspielräume und Entscheidungsmöglichkeiten dem einzelnen oder der Gruppe offenstehen, lässt sich, falls nötig, in interkulturellen Arbeitsgruppen erarbeiten, um etwa ein gemeinsames Verständnis der folgenden Begrifflichkeiten zu entwickeln: 

Arbeit, Leistung, Arbeitsmoral, Zusammenarbeit, Führung und Arbeitsklima. 

Durch hilfreiche Fragestellungen lassen sich in diesem Kontext eine Reihe von Antworten erarbeiten, die diesem Themenkomplex zu Transparenz verhelfen: 

Welche inneren Werte vertritt jede einzelne Gruppe?

Auf welche Schnittmenge lassen sich Gemeinsamkeiten aufbauen?

Wie loyal sind einzelne Gruppen gegenüber dem Arbeitgeber eingestellt?

Welche Gründe waren ausschlaggebend für die Teilnahme an der interkulturellen Arbeitsgruppe? 

Wie definiert die jeweilige Gruppe den Begriff Arbeit? 

Welchen Stellenwert hat Arbeit im Leben einzelner Gruppenmitglieder?

Wie definiert die jeweilige Gruppe ein gutes Arbeitsklima?

Welchen Stellewert hat das Arbeitsklima für den einzelnen?

Ist allen Beteiligten der Führungsstil im Betrieb ebenso bekannt wie die damit verbundenen Erwartungen, Grenzen und Regeln?

Durch welche Mittel sind sowohl einzelne Gruppenmitglieder als auch der jeweilige Gruppenverbund am besten zu motivieren?

Welchen Zweck verfolgt das Unternehmen mit dem Aufbau interkultureller Arbeitsgruppen?

Welche Botschaft will das Unternehmen nach innen und außen vermitteln?

Wenn zwischen Unternehmen, Vorgesetzten und Mitarbeitern kein Konsens besteht, besteht die Gefahr, dass sämtliche Vorhaben keine Fortschritte erzielen oder zumindest hinter den Erwartungen zurückbleiben. Ein solcher Zustand kann zu ergebnislosen Bemühungen führen, wobei einzelne Gruppenmitglieder oder sogar ganze Gruppen sich missverstanden und ausgegrenzt fühlen.

Daher ist es unzureichend, eine bestimmte Arbeitsmoral als gegeben anzusehen und anzunehmen, dass dies auch für Kollegen aus einer fremden Kultur gilt (da sie sich schließlich anpassen müssen). Stattdessen ist es besser, alle Mitarbeiter, unabhängig von Abteilungen und Hierarchiestufen, einzubeziehen und dem Prozess der Angleichung und Anpassung angemessene Zeit und Raum zu geben.

Eine gute und einheitlich gelebte Arbeitsmoral in interkulturellen Arbeitsgruppen entsteht nicht zufällig, sondern erfordert gezielte Aufklärung, gegenseitiges Verständnis und gemeinsame Arbeit und Gestaltung. Diese Verantwortung liegt nicht ausschließlich bei den Führungskräften, aber sie sollten als Vorbild vorangehen. Es ist entscheidend, dass Probleme von Anfang an offen diskutiert und gelöst werden, um eine positive Atmosphäre mit guter Arbeitsmoral zu schaffen. 

Gleich bei welcher Gruppengröße bieten angeleitete Tages-Workshops gute Chancen, die oben aufgeführten Fragen effizient und gezielt zu beantworten.

Welche Vorteile erwachsen aus einer guten Zusammenarbeit?

Zusammenarbeit umfasst verschiedene Arbeitsschritte innerhalb von Arbeitsprozessen, die entweder gemeinsam durchgeführt werden oder voneinander abhängen. In der täglichen interkulturellen Zusammenarbeit ist es daher unerlässlich, bestimmte Arbeitsprozesse sowie die Erwartungen seitens des Unternehmens, der Vorgesetzten und der Kollegen zu kommunizieren und abzustimmen.


In interkulturellen Arbeitsumgebungen treten häufig Konflikte aufgrund kulturell geprägter Arbeitsweisen auf, die im Widerspruch zu den Arbeitsweisen anderer Kulturgruppen stehen. Diese Konflikte betreffen verschiedene Aspekte. Es besteht beispielsweise ein unterschiedliches Verständnis von Hierarchie (Machtdistanz). Die Rollen innerhalb der Arbeitsgruppe variieren, ebenso wie die damit verbundenen Verantwortlichkeiten, Rechte und Pflichten. Auch Entscheidungsprozesse werden nicht einheitlich gestaltet. Die Orientierung und das Einhalten an Regeln differenzieren. Themen wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Verantwortungsbereitschaft weichen voneinander ab. Unterschiede bei Lernbereitschaft und Flexibilität sind auszumachen. Zeitmanagement, Zeitempfinden und Arbeitstempo variieren. Unterschiedliche Methoden der Informationsbeschaffung und Rückmeldungen werden genutzt. Es existieren verschiedene Problemlösungstechniken.

Handlungsfreiheit und Eigenverantwortung unterscheiden sich. Das Risikomanagement wird abweichend gehandhabt. Es gibt verschiedene Kommunikationsgewohnheiten, sowohl verbal als auch nonverbal. Der Umgang mit Konflikten variiert. Die Teamarbeit und die Durchführung von Teammeetings sind nicht gleich. Es existieren diverse Ansätze in Bezug auf strukturiertes Arbeiten und Planung. Die Fehlerkultur, das gegenseitige Vertrauen und die Handhabung von Vertraulichkeit weisen unterschiedliche Ausprägungen auf. Es gibt verschiedene Herangehensweisen im Umgang mit Krankheit, Fehlzeiten und Urlaub. Die Gleichstellung von Mann und Frau erfolgt wird unterschiedlich behandelt. Religiöse Regeln und Gepflogenheiten wie Gebetszeiten und Feiertage werden je nach Kultur unterschiedlich berücksichtigt.

Diese Aspekte prägen die interkulturelle Zusammenarbeit und erfordern bewusste Auseinandersetzungen sowie eine adäquate Berücksichtigung, um effektiv und harmonisch zusammenzuarbeiten.


Als Fazit halten wir an dieser Stelle fest: Die beteiligten Kollegen der Gastgebergruppe befinden sich in einer zwiespältigen Situation. Einerseits haben sie einen klaren Vorteil anhand ihrer Zusammengehörigkeit, andererseits jedoch auch einen Nachteil. Oftmals mangelt es ihnen an Sensibilität und Empathie für Dinge, die für sie selbstverständlich sind, aber von den Gästen nicht erwartet werden können. Es wird angenommen, dass das, was für sie zur Normalität geworden ist – aufgrund ihrer kulturellen Sozialisation und des Ethnozentrismus – als universelle Norm für alle Menschen gilt und daher im Verhaltensrepertoire vorausgesetzt wird. Daher ist es wichtig, sowohl die Mitarbeiter der Gastgebergruppe als auch die ausländischen Kollegen für die erwarteten Verhaltensnormen zu sensibilisieren, damit diese trainiert werden können.

KIGALI, RWANDA – SEPTEMBER 2019: A seamstress making a dress in the Kimironko market on September 26, 2019 in Kigali, Rwanda.

Welche Rolle spielt Heimweh bei der interkulturellen Kommunikation?

Wenn jemand sein Land verlässt, um in einem anderen kulturellen Umfeld sein Glück zu finden, kann Heimweh eine starke emotionale Reaktion hervorrufen. Der betreffende Mensch kann eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen erleben. Zunächst können Vorfreude und Aufregung auf das neue Abenteuer im Ausland dominieren. Es können jedoch auch Ängste und Unsicherheiten auftreten, da die Person ihre vertraute Umgebung, Familie und Freunde verlässt.

Mit der Zeit kann das Gefühl der Fremdheit und der Verlust der vertrauten Kultur stärker werden. Der Mensch sehnt sich möglicherweise nach den vertrauten Gerüchen, Klängen, Geschmäckern und Traditionen seiner Heimat. Es können Gefühle des Vermissens und der Sehnsucht nach den Menschen und Orten auftreten, die er zurückgelassen hat. Der Mensch kann sich emotional isoliert fühlen, da er möglicherweise Schwierigkeiten hat, sich in der neuen Kultur einzuleben und enge Beziehungen aufzubauen.

Heimweh kann sich auch durch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Müdigkeit manifestieren. Es kann zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und einem allgemeinen Gefühl der Niedergeschlagenheit führen.

Um mit Heimweh umzugehen, ist es wichtig, Unterstützung zu suchen, sei es von anderen Expats, der lokalen Gemeinschaft oder professionellen Helfern. Es kann hilfreich sein, Verbindungen zur Heimat aufrechtzuerhalten, sei es durch regelmäßige Kommunikation mit Familie und Freunden oder durch das Pflegen von Traditionen und Bräuchen, die an die Heimat erinnern. Eine offene Einstellung gegenüber der neuen Kultur und die Bereitschaft, sich anzupassen und neue Erfahrungen zu machen, können ebenfalls dazu beitragen, das Heimweh zu mildern.

Was haben Gastgeber zu beachten?

Für die Menschen und die Kultur, in deren Umfeld jemand mit Heimweh lebt, ist es wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein. Sie sollten sich bewusst sein, dass Heimweh eine natürliche Reaktion auf das Verlassen der Heimat und das Eingewöhnen in eine neue Umgebung ist.

Es ist wichtig, Verständnis für die Gefühle und Herausforderungen des Menschen mit Heimweh zu zeigen. Empathie und Sensibilität können dabei helfen, eine unterstützende Atmosphäre zu schaffen. Die Gastgeber können aktiv dazu beitragen, indem sie sich Zeit nehmen, um mit dem Fremden über ihre Erfahrungen zu sprechen und ihm eine Plattform zum Ausdruck seiner Gefühle bieten.

Darüber hinaus können die Gastgeber dem Ausländer dazu ermutigen, die neue Kultur kennenzulernen und sich in die Gemeinschaft einzubinden. Indem sie Einblicke in lokale Traditionen, Veranstaltungen und Aktivitäten geben, kann die Gastgebergruppe helfen, die fremde Umgebung weniger isolierend erscheinen zu lassen.

Die Gastgeber können auch praktische Unterstützung anbieten, indem sie bei der Orientierung in der neuen Umgebung helfen, bei Sprachbarrieren unterstützen oder Ressourcen zur Verfügung stellen, um die Integration zu erleichtern.

Insgesamt ist es wichtig, dass die Gastgeber eine offene und einladende Haltung gegenüber Menschen mit Heimweh einnehmen und ihnen dabei helfen, sich in der neuen Kultur einzuleben. Indem sie Verständnis und Unterstützung bieten, können die Gastgeber einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Anpassung der betroffenen Person haben.

Was kann der Neuankömmling mit Heimweh unternehmen?

Für den Fremden, der sein Land verlassen hat, um in einem anderen kulturellen Umfeld sein Glück zu finden und mit Heimweh zu kämpfen hat, ist es wichtig, verschiedene Aspekte zu beachten:

Selbstfürsorge: Er sollte sich bewusst machen, dass Heimweh eine natürliche Reaktion ist und dass es Zeit braucht, um sich in der neuen Umgebung einzuleben. Es ist wichtig, gut für sich selbst zu sorgen und sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Dies kann durch gesunde Gewohnheiten wie ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und den Umgang mit Stress erreicht werden.

Offenheit und Anpassung: Als Fremder sollte er eine offene Einstellung gegenüber der neuen Kultur und den Menschen entwickeln wollen. Es kann hilfreich sein, Neugier und Interesse an den lokalen Bräuchen, Traditionen und der Sprache zu zeigen. Eine aktive Teilnahme an kulturellen Aktivitäten und Veranstaltungen kann dabei helfen, neue Verbindungen zu knüpfen und sich besser in die Gemeinschaft zu integrieren.

Aufbau von Unterstützungssystemen: Der Neuankömmling sollte nach Möglichkeiten suchen, um ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen. Dies kann durch Kontakte zu anderen Menschen aus seiner Heimat, lokalen Gemeinschaftsgruppen, Arbeitskollegen oder Sprachaustauschpartnern geschehen. Der Austausch von Erfahrungen und das Teilen von Herausforderungen mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen kann hilfreich sein und das Gefühl der Verbundenheit stärken.

Kommunikation: Er sollte, wenn möglich, offen über seine Gefühle sprechen und mit anderen über sein Heimweh und seine Herausforderungen in der neuen Umgebung kommunizieren. Dies kann dazu beitragen, Verständnis und Unterstützung von anderen zu erhalten. Es ist wichtig, sich nicht zu isolieren, sondern aktiv nach sozialen Kontakten zu suchen und sich mit anderen auszutauschen.

Pflege der Verbindung zur Heimat: Der Gast kann versuchen, eine Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten, indem er regelmäßig mit Familie und Freunden kommuniziert, Erinnerungsstücke oder Fotos mit sich führt und traditionelle Bräuche und Feiertage feiert. Dies kann helfen, das Gefühl der Verbundenheit zur Heimat zu bewahren.

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich mit Heimweh umgeht. Es gibt keine einheitliche Lösung, sondern individuelle Wege, damit umzugehen. Als Fremder in neuer Umgebung sollte er sich erlauben, Zeit für sich zu nehmen und Geduld zu haben, während er sich in der neuen Kultur anpasst und Wege findet, das Heimweh zu bewältigen.

Interkulturelle Zusammenarbeit ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung, ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, eine gemeinsame Reise, bei der alle voneinander und über sich selbst etwas lernen können. Kann ich im besten Fall sogar Grenzen überschreiten und als Botschafter meiner Kultur auftreten? 

Der gegenseitige Respekt und die Achtung vor dem jeweils anderen und seinem Anderssein als innere Haltung bildet die Grundlage für das Gelingen eines harmonischen Zusammenlebens und Zusammenarbeitens. Das erfordert beiderseitig viel Mut; sich selbst in Frage zu stellen und sich mit den eigenen Vorurteilen gegenüber fremden Kulturen auseinanderzusetzen. Keine leichte, aber in jedem Fall eine lohnende Herausforderung für jeden Einzelnen wie auch für das gesamte Unternehmen.

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