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Teil 2: Interkulturelle Vorbereitung zur Ausbildung von Schulabgängern aus Ruander für technische Berufe bei mittelständischen Betrieben in der metallverarbeitenden Industrie

Interkulturelle Vorbereitung zur Ausbildung von Schulabgängern aus Ruanda für technische Berufe bei mittelständischen Betrieben in der metallverarbeitenden Industrie

In Rahmen einer mehrteiligen Beitragsserie informiert ZUBEE seine Netzwerkpartner darüber, wie sich optimale Ausbildungschancen für ruandische Schüler in deutschen Unternehmen aufbauen und entwickeln lassen. Eine Reihe von Grundkenntnissen hat ZUBEE aus dem bislang erworbenen Erfahrungsschatz zusammengetragen und systematisch in mehrere Kapitel gegliedert. 

Die Arbeitsgrundlage „Interkulturelle Zusammenarbeit und Kommunikation“ behandelt zwei Themenblöcke. Im ersten Teil geht es um das Thema Kultur, Kulturstandards, interkulturelle Zusammenarbeit und Kommunikation. Wir diskutieren Vorurteile und deren Entstehung sowie den Umgang mit ihnen. Wir erläutern, in welchen Situationen es zu einem sogenannten Culture-Clash kommen kann. Des Weiteren betrachten wir, wie die eigene Kultur die Kommunikation und den Umgang mit Vertretern anderer Kulturen beeinflusst, insbesondere im Arbeitskontext in Bezug auf Erwartungen und Arbeitsmoral. Wir zeigen Strategien auf, wie einzelne Beteiligte in Zukunft sensibler und professioneller mit kulturellen Zusammenstößen und Kommunikationsproblemen umgehen können.Im zweiten Teil behandeln wir das Land Ruanda als solches. Wir befassen uns mit der Geschichte, dem Genozid sowie der politischen Situation von Ruanda. Wir werfen beispielsweise die Frage auf, welche Auswirkungen der Genozid vor 29 Jahren noch heute auf die Menschen in Ruanda hat. Das tägliche Leben in Ruanda wird beschrieben und es wird auf Werte, einschließlich religiöser Ideologien, eingegangen. Zudem betrachten wir die Arbeitsmoral der dortigen Bevölkerung.

Faszinierende Reise durch die vielverzweigte Welt kultureller Ausprägungen

Was bedeutet es, wenn wir von Kultur sprechen? 

Wenn wir über Kultur sprechen, tauchen wir in eine vielschichtige, vom Menschen gestaltete Welt ein und grenzen diese strikt von jener ab, die er nicht geschaffenen und verändertet hat: die Natur. Doch was genau bedeutet Kultur?

Kultur ist weit mehr als nur Kunst, Theater, Literatur und Malerei. Sie umfasst auch Verhaltensnormen, Benimmregeln und ein Wertesystem, das unser Zusammenleben und Verhalten lenkt. Kultur ist die Art und Weise, wie wir Dinge tun und Situationen bewerten. Sie ist das Fundament unserer Zivilisation.

Bekannte Denker betonen darüber hinaus die spirituelle Dimension der Kultur sowie die Bedeutung von Selbsterkenntnis und spirituellem Wachstum für eine harmonische Zusammenarbeit. Andere legen den Fokus auf die individuelle Befreiung als treibende Kraft für persönliche Entfaltung und kulturellen Fortschritt. Auch die Bedeutung von Achtsamkeit und Bewusstsein für ein erfülltes Leben und zwischenmenschliche Beziehungen gehören dazu, wie es geistige Lehrer von jeher zu vermitteln versuchen.

Diese verschiedenen Ansichten bereichern unser Verständnis von Kultur und bieten uns unterschiedliche Perspektiven auf die Herausforderungen der interkulturellen Zusammenarbeit und Kommunikation. Indem wir diese Ansätze integrieren, können wir sensibler und einfühlsamer miteinander umgehen und unsere interkulturellen Beziehungen auf eine tieferen Ebene fördern.

Begleiten Sie uns auf dieser faszinierenden Reise durch die Welt der Kultur und entdecken Sie, wie unsere unterschiedlichen kulturellen Ansichten uns bereichern und verbinden können.

Was sind Kulturstandards?

In jeder Kultur gibt es bestimmte Verhaltensweisen und Denkmuster, die wir allgemein als Kulturstandards bezeichnen. Diese Kulturstandards entsprechen alltäglichen Normen und Regeln, welche die meisten Mitglieder einer Kultur als normal, typisch und verbindlich akzeptieren. Sie prägen unsere Wahrnehmung, unser Denken, gemeinsame Werte als auch unser Handeln.

Kulturstandards werden im Laufe unserer gesellschaftlichen Entwicklung erlernt und verinnerlicht, oft unbewusst und spielerisch. Sie beeinflussen und lenken unser Verhalten, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind. Ihre Bedeutung wird jedoch besonders deutlich, wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aufeinandertreffen.

Ein Beispiel für einen Kulturstandard ist in Deutschland die „Schwacher-Kontext-Kommunikation“. Hierzulande wird offen und direkt über Sachverhalte gesprochen, ohne viele Umschweife. Diese Direktheit ist im Vergleich zu vielen anderen Kulturen ungewöhnlich. Wenn ein Deutscher zum Beispiel auf einen Inder trifft, der dem Kulturstandard „Indirekte Kommunikation“ folgt, können Missverständnisse auftreten. Der Inder würde den Deutschen aller Wahrscheinlichkeit nach als unhöflich empfinden, während der Deutsche die Andeutungen des Inders ausweichend interpretiert und stattdessen klare Aussagen erwartet.

Kulturstandards entstehen in Begegnungssituationen zwischen verschiedenen Kulturen und sind zeitlich und räumlich gebunden. Sie können sich aufgrund sozialer Wandlungen verändern. Es ist wichtig zu betonen, dass Kulturstandards nicht als Vorurteile zu betrachten sind, sondern auf der systematischen Analyse realer Erfahrungen basieren.

Sie erfüllen eine Funktion von Stereotypen, indem sie Kategorien bilden; sind jedoch frei von voreingenommener Wertung und eben auch Vorurteilen.

Was bedeutet interkulturelle Kommunikation?

Bei interkultureller Kommunikation geht es darum, wie Menschen miteinander kommunizieren, wenn sie unterschiedliche kulturelle Hintergründe mitbringen. Das kann auf individueller Ebene, in sozialen Gruppen, Organisationen, Gemeinden, Gesellschaften oder zwischen Staaten stattfinden.

Die Unterschiede in der Kommunikation hängen oft von den kulturellen Normen ab, die wir zuvor besprochen haben. Missverständnisse können entstehen, wenn die Beteiligten die paraverbalen (wie Tonfall und Sprachmelodie) und nonverbalen (wie Mimik, Gestik, Körperhaltung und Distanz) Kommunikationsformen der jeweiligen Kultur unterschiedlich interpretieren.

In der interkulturellen Kommunikation ist es wichtig, Vorurteile zu vermeiden. Das kann passieren, wenn die Teilnehmer ihr eigenes kulturelles Interpretationssystem unreflektiert anwenden, ohne sich dessen bewusst zu sein. Dies kann zu Stereotypenbildung führen, die nicht unbedingt negativ sein müssen, aber zu Kommunikationsproblemen und letztendlich zu Vorurteilen führen können. Vorurteile sind unbedingt zu vermeiden, da sie zur Diskriminierung von Personen und Gruppen beitragen.

Was ist der sogenannte Denkfehler der Ursachenzuschreibung?

Der Denkfehler der Ursachenzuschreibung, auch Korrespondenzverzerrung genannt, ist ein Konzept aus der Sozialpsychologie. Er beschreibt unsere Neigung, den Einfluss persönlicher Eigenschaften wie Persönlichkeit, Einstellungen und Meinungen in Bezug auf das Verhalten anderer Menschen systematisch zu überschätzen und die Rolle äußerer Umstände und Situationen zu unterschätzen.

Wenn wir das Verhalten einer Person erklären, neigen wir dazu, es mit einer vermuteten Eigenschaft dieser Person in Verbindung zu bringen. Wenn wir zum Beispiel das Verhalten einer Person darauf zurückführen, dass sie einer bestimmten sozialen Gruppe angehört, sprechen wir vom „ultimativen Denkfehler der Ursachenzuschreibung“. Diese Art der Erklärung auf Basis persönlicher Eigenschaften trägt zur Aufrechterhaltung von Vorurteilen bei (zum Beispiel: „Er handelt so, weil er ungebildet ist, oder eben Ausländer.“).

Fazit: Infolge der zunehmenden Globalisierung gewinnt interkulturelle Kommunikation weithin an Bedeutung. Durch Phänomene wie globale Arbeitsteilung, Mobilität, Reisefreiheit, Massentourismus und internationale Kommunikation über das Internet treten Menschen unterschiedlicher Kulturen immer häufiger in Kontakt. Um das Verständnis für das kulturell Andere zu fördern, ist es wichtig, ethnozentrische Betrachtungen intensiver zu beleuchten und sie im besten Fall neu auszurichten.

Stammes-Denken, auch bekannt als Ethnozentrismus, (von Stamm = Volksgruppe) ist ein Begriff, der vor allem in der Psychologie, aber auch in verschiedenen sozialwissenschaftlichen und politikwissenschaftlichen Studien Anwendung findet. Er beschreibt die Voreingenommenheit einer Person gegenüber fremden Gruppen. Das Phänomen basiert auf der Überzeugung, dass die Verhaltensweisen der eigenen ethnischen Gruppe immer normal, natürlich, gut, schön oder wichtig sind. Im Vergleich zu diesem Maßstab können fremde Gruppen, deren Kultur sich deutlich von der eigenen unterscheidet, als wild, unmenschlich, ekelhaft oder irrational bewertet werden. Man spricht daher auch von der „Gruppenzentriertheit“; dabei werden die Merkmale der eigenen Gruppe als Bewertungsgrundlage angenommen und als überlegen gegenüber denen von Fremdgruppen angesehen. Dies kann sich auf Kultur, Lebensstil, Weltanschauung und Religion beziehen. Der Begriff „Stammes-Denken“ bezieht sich zunächst nicht auf eine bestimmte Nation oder Rasse im Sinne veralteter Rassentheorien, sondern auf die Beziehung einer Person zu ihrer ethnischen Gruppe. Stammes-Denken kann jedoch die Grundlage für nationalistisches oder rassistisches Verhalten bilden.

Stammes-Denken ist eine natürliche menschliche Neigung, die auch positive Aspekte enthält. Es basiert auf einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl und einer tiefen Verbundenheit mit der eigenen ethnischen Gruppe. Dies kann zu einem starken Gemeinschaftsgefühl, Solidarität und Zusammenhalt innerhalb der Gruppe führen. Diese Aspekte tragen auch dazu bei, die Identität und kulturellen Werte einer Gemeinschaft zu bewahren und zu schützen. Indem wir eigene Verhaltensmuster und Traditionen als normal, natürlich, gut und wichtig erachten, schaffen wir ein Gefühl der Stabilität und Kontinuität. Die Mitglieder einer ethnischen Gruppe können sich dadurch sicher und geborgen fühlen, da sie wissen, dass ihre Identität und ihr Erbe geschätzt und respektiert wird.

Durch das gemeinsame Verständnis und die darin enthaltenen Werte können Mitglieder effektiv zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Die enge Bindung und das Vertrauen untereinander können zu einer effizienten Koordination und Zusammenarbeit führen.

Ein gesundes Maß an Ethnozentrismus ist notwendig, um eine positive Gruppendynamik aufrechtzuerhalten. Übermäßiger Ethnozentrismus kann zu Vorurteilen, Diskriminierung und Konflikten mit anderen Gruppen führen. Daher ist es wichtig, offen für den Austausch mit anderen Kulturen zu sein und ein Verständnis für Vielfalt und Inklusion zu entwickeln. Es gilt sich bewusst zu machen, dass andere Kulturen und Perspektiven ebenfalls wertvoll sind und Respekt verdienen. Letztlich ist jeder ein Teil der gemeinsamen Menschheitsfamilie, deren kulturelle Vielfalt Schutz bedarf – vor vereinnahmender Ideologie als auch Ausgrenzung und Vorurteilen.

Was ist ein vorgefasstes Urteil?


Ein vorgefasstes Urteil ist eine Beurteilung ohne gründliche Untersuchung der verfügbaren Fakten. Es kann negativ oder positiv sein und tritt in allen Gesellschaften und sozialen Gruppen auf. Es ist voreilig, verallgemeinert und oft stereotypisch. Es enthält richtende Wertungen und unterscheidet sich von einem Urteil durch fehlerhafte Verallgemeinerungen. In interkulturellen Arbeitssituationen treffen unterschiedliche Kulturen aufeinander, während in multi-kulturellen Situationen verschiedene Kulturen nebeneinander existieren. Das Verständnis dieser Unterschiede ist wichtig für eine effektive Zusammenarbeit.

Diese Hintergründe berücksichtigend, vertiefen wir unser Wissen zum Thema interkulturelle Zusammenarbeit im kommenden dritten Teil und erörtern weitere Aspekte: wie gelingt gegenseitige Verständigung? Warum ist Arbeitsmoral sehr wichtig? Welche Rolle spielt der Führungsstil?

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